Quelle: Die Zeit
"Schlaf, Kindlein, schlaf"
Melodie: nach einer Volksweise von Johann Friedrich Reichardt (1718)
Text: aus Des Knaben Wunderhorn, Band 3, 1808
Satz: Robert Klaass, Das goldene Buch der Lieder, Berlin (um 1900)
1. Strophe
Schlaf, Kindlein, schlaf!
Der Vater hüt't die Schaf,
die Mutter schüttelt's Bäumelein,
da fällt herab ein Träumelein.
Schlaf, Kindlein, schlaf!
2. Strophe
Schlaf, Kindlein, schlaf!
Am Himmel ziehn die Schaf.
Die Sterne sind die Lämmerlein,
der Mond, der ist das Schäferlein.
Schlaf, Kindlein, schlaf!
3. Strophe
Schlaf, Kindlein, schlaf!
So schenk ich dir ein Schaf
mit einer goldnen Schelle fein,
das soll dein Spielgeselle sein.
Schlaf, Kindlein, schlaf!
"In stiller Nacht"
Melodie: Johannes Brahms (1833-1897), Deutsche Volkslieder WoO 33 Nr. 42
Text: Friedrich von Spee (1591-1635)
1. Strophe
In stiller Nacht, zur ersten Wacht,
ein Stimm begunnt zu klagen,
der nächt'ge Wind hat süß und lind
zu mir den Klang getragen;
von herbem Leid und Traurigkeit
ist mir das Herz zerflossen,
die Blümelein, mit Tränen rein
hab ich sie all begossen.
2. Strophe
Der schöne Mon will untergon,
für Leid nicht mehr mag scheinen,
die Sterne lan ihr Glitzen stahn,
mit mir sie wollen weinen.
Kein Vogelsang noch Freudenklang
man höret in den Lüften,
die wilden Tier' trauern auch mit mir
in Steinen und in Klüften.
"Alles schweiget"
Melodie und Text: Anonymus, früher fälschlich Mozart und Haydn zugeschrieben
Alles schweiget, Nachtigallen
locken mit süßen Melodien
Tränen ins Auge, Schwermut ins Herz.
"O gib, vom weichen Pfühle"
Musik: Carl Friedrich Zelter (1758-1832)
Text: Johann Wolfgang Goethe (1749-1832)
1. Strophe
O gib, vom weichen Pfühle*,
träumend, ein halb Gehör!
Bei meinem Saitenspiele
schlafe! was willst du mehr?
2. Strophe
Bei meinem Saitenspiele
segnet der Sterne Heer
die ewigen Gefühle;
schlafe! was willst du mehr?
3. Strophe
Die ewigen Gefühle
heben mich, hoch und hehr,
Aus irdischem Gewühle;
schlafe! was willst du mehr?
4. Strophe
Vom irdischen Gewühle
trennst du mich nur zu sehr,
bannst mich in deine Kühle;
schlafe! was willst du mehr?
5. Strophe
Bannst mich in diese Kühle,
gibst nur im Traum Gehör.
Ach, auf dem weichen Pfühle
schlafe! was willst du mehr?
*Pfühle: Kissen
"O wie wohl ist mir am Abend"
Melodie und Text: volkstümlich, nach dem Kanon Ich bin fröhlich von Carl Friedrich Schulz (1784-1850)
O wie wohl ist mir am Abend,
wenn zur Ruh die Glocken läuten,
Bim, bam, bim, bam, bim, bam.
"Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein"
Musik: lange W. A. Mozart zugeschrieben (KV 350), dann Bernhard Flies zugeschrieben,
nach neueren Forschungen von Friedrich Anton Fleischmann (1766-1798)
Text: Friedrich Wilhem Gotter (1746-1797), aus dem Schauspiel Esther, 1796
1. Strophe
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein,
es ruhn Schäfchen und Vögelein.
Garten und Wiese verstummt,
auch nicht ein Bienchen mehr summt.
Luna mit silbernem Schein
gucket zum Fenster herein.
Schlafe beim silbernen Schein.
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein.
2. Strophe
Auch in dem Schlosse schon liegt
alles in Schlummer gewiegt,
reget kein Mäuschen sich mehr,
Keller und Küche sind leer.
Nur in der Zofe Gemach
tönet ein schmelzendes »Ach«.
Was für ein »Ach« mag dies sein?
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein.
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3. Strophe
Wer ist beglückter als du?
Nichts als Vergnügen und Ruh!
Spielwerk und Zucker vollauf
und auch Karossen im Lauf.
Alles besorgt und bereit,
dass nur mein Prinzchen nicht schreit.
Was wird das künftig erst sein?
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein.
"Nun ruhen alle Wälder"
Melodie: aus dem 16. Jahrhundert; nach Innsbruck ich muss dich lassen
Text: Paul Gerhardt (1607-1676)
Satz: nach J.S. Bach, BWV 244/10
1. Strophe
Nun ruhen alle Wälder,
Vieh, Menschen, Städt’ und Felder,
es schläft die ganze Welt;
ihr aber, meine Sinnen,
auf, auf, ihr sollt beginnen,
was eurem Schöpfer wohlgefällt.
2. Strophe
Wo bist du, Sonne, blieben?
Die Nacht hat dich vertrieben,
die Nacht, des Tages Feind.
Fahr hin, ein andre Sonne,
mein Jesus, meine Wonne,
gar hell in meinem Herzen scheint.
3. Strophe
Der Tag ist nun vergangen,
die güldnen Sternlein prangen
am blauen Himmelssaal;
also werd ich auch stehen,
wenn mich wird heißen gehen
mein Gott aus diesem Jammertal.
4. Strophe
Der Leib eilt nun zur Ruhe,
legt ab das Kleid und Schuhe,
das Bild der Sterblichkeit;
die zieh ich aus, dagegen
wird Christus mir anlegen
den Rock der Ehr und Herrlichkeit.
5. Strophe
Das Haupt, die Füß und Hände
sind froh, dass nun zum Ende
die Arbeit kommen sei.
Herz, freu dich, du sollst werden
vom Elend dieser Erden
und von der Sünden Arbeit frei.
6. Strophe
Nun geht, ihr matten Glieder,
geht hin und legt euch nieder,
der Betten ihr begehrt.
Es kommen Stund und Zeiten,
da man euch wird bereiten
zur Ruh ein Bettlein in der Erd.
7. Strophe
Mein Augen stehn verdrossen,
im Nu sind sie geschlossen.
Wo bleibt dann Leib und Seel?
Nimm sie zu deinen Gnaden,
sei gut für allen Schaden,
du Aug und Wächter Israel‘.
8. Strophe
Breit aus die Flügel beide,
o Jesu, meine Freude,
und nimm dein Küchlein* ein!
Will Satan mich verschlingen,
so lass die Englein singen:
Dies Kind soll unverletzet sein.
9. Strophe
Auch euch, ihr meine Lieben,
soll heute nicht betrüben
kein Unfall noch Gefahr.
Gott lass euch selig schlafen,
stell euch die güldnen Waffen
ums Bett und seiner Engel Schar
*Küchlein: Küken
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